Vor ungefähr einem Jahr fragte Herr Bitterberg uns, die damalige 10. Klasse, ob wir Interesse hätten, an einem Austausch nach Israel teilzunehmen. Viele Eltern hatten Bedenken und wollten angesichts der Umstände im Nahen Osten ihre Kinder nicht mit auf den Austausch schicken.
Doch es gab auch eine Handvoll Schüler, die sofort begeistert und deren Eltern einverstanden waren. So kam es, dass sich sieben Schüler anmeldeten, was für Herrn Bitterberg allerdings nicht ausreichend war. Daher fragte er noch die Schüler der damaligen neunten Klassen, von denen sich letztendlich weitere sechs Schülerinnen für das Programm begeistern konnten.
Nach ersten Vorbereitungen auf Elternabenden etc. kam schon der 10. Oktober, an dem wir uns alle aufgeregt am Flughafen Hamburg um 9 Uhr trafen um das Abenteuer zu beginnen. Den Austausch begleitend war auch noch Frau Rambadt mit dabei. Nach vielen Sicherheitskontrollen und einem entspannten 4,5 Stunden Flug kamen wir am Flughafen von Tel Aviv an.
Dort wurden wir von drei Austauschschülern und dem verantwortlichen Lehrer, Mr Munir, abgeholt. Der erste Eindruck von Israel war, was für eine Hitze dort herrschte. Es war bereits stockdunkel und es waren ca. 28°C. Die darauf folgende zweistündige Busfahrt in unser Dorf Yarka im Norden von Israel war für alle von uns von großer Neugier gekennzeichnet.
In Yarka leben, wie in einigen anderen Dörfern im Norden Israels, ausschließlich Drusen. Die Drusen sind eine Religion, welche sich vor etwa 1000 Jahren gebildet hat. Sie haben kein allzu gutes Verhältnis zum Islam, von dem sie sich ursprünglich abspalteten, weshalb die Muslime und die Drusen auch in getrennten Dörfern leben.
Der Bus fuhr uns direkt vor die Highschool, an der wir übermüdet von unseren Austauschpartnern abgeholt wurden.
Wir kamen um ca. 21 Uhr in unseren Familien an. Das erste, was mich dort von meiner Mutter gefragt wurde, war, ob ich denn Hunger hätte. Ich hätte antworten können, was ich will, zehn Sekunden später standen schon 5 gefüllte Paprikas, Fleisch und jede Menge israelische und drusische Speisen vor mir. Da meine Familie, bestehend aus meiner Austauschpartnerin, drei Brüdern, einer Schwester, den beiden Eltern, fünf oder sechs Katzen und mindestens sechs Autos, nur sehr gebrochen Englisch sprach, war es für mich anfangs ein wenig schwer mich zu verständigen. Doch mit Händen und Füßen war es letztendlich doch möglich. Nach einer langen Unterhaltung mit meiner Gastschwester fiel ich um 3 Uhr komplett erschöpft ins Bett.
In den nächsten zehn Tagen lernten wir so viel Neues kennen. Sei es die israelische Schule, das Essen, die enorme Gastfreundschaft oder das Land an sich. Wir haben viele Orte wie zum Beispiel Haifa, das tote Meer, die Golan Höhen, den See Genezareth, die Grenzen zum Libanon und Syrien und viele drusische Märkte und Prophetengräber besichtigt.
Wir haben uns alle super verstanden und es hat sich in der Gruppe ein inniges Gemeinschaftsgefühl entwickelt. Sehr viel Spaß haben auch die langen Busfahrten oder abendlichen Runden bei einem von uns Zuhause gemacht.
Was auch allen von uns (vor allem auch den Blonden) sehr aufgefallen ist, war, dass man auf der Straße und in der Schule von allen Seiten angestarrt wurde, da die Bewohner von Yarka nur selten mit Europäern in Kontakt kommen. Dies war zu Beginn der Zeit etwas unangenehm, doch man gewöhnt sich schnell daran. Auch weil unsere Austauschpartner uns bei jeglichen Problemen zur Seite gestanden haben.
Auch wenn es anfangs etwas schwierig war diese komplett andere Lebensweise kennenzulernen, waren wir alle traurig, als sich der Austausch dem Ende zuneigte.
Nach unserem Rückflug hieß es bereits am Flughafen von Hamburg, dass wir auf der Stelle zurückfliegen könnten. Dadurch freue ich mich umso mehr auf die Ankunft der Israelis hier in Deutschland. Denn dann können wir ihnen alles zeigen und sie mit der deutschen Kultur vertraut machen.
Insgesamt hat der Austausch sehr viel Spaß gemacht und ich würde es sofort wieder tun. Was mir besonders im Kopf hängen geblieben ist, war die besonders tolle Gastfreundschaft der Israelis, weshalb man sich sofort wohl gefühlt hat. Auch das Essen, die Ausflüge und die vielen Geschenke von meiner Familie sind mir sehr im Gedächtnis geblieben. (Sophia Röse)