Mentoring: „Was muss sich ändern, damit du dein Ziel erreichst?“
Diese zentrale Frage wird beim Mentoring gleich im ersten Gespräch gestellt und irritiert oftmals die „Mentees“. So werden die Schüler genannt, die seit diesem Schuljahr von elf Oberstufenschülern, den so genannten „Mentoren“, betreut werden. Jeder Schüler hat Stärken, und doch kommt es dazu, dass sie nicht immer abgerufen werden. Im Mentoring bekommen Mentees die Chance, ihr Lernverhalten auf den Prüfstand zu stellen.
Was kann ich gut? Was kann ich eigentlich, setze es aber nicht um? Die extra dafür ausgebildeten Mentoren versuchen im Dialog, mit dem Mentee ein schulisches Ziel zu formulieren: Wie kann ich mich besser konzentrieren oder motivieren? Wie kann ich fleißiger oder organisierter werden?
„Ich möchte mich gern öfters melden!“ kann ein konkretes Ziel lauten. Doch wir kennen es alle: beim Umsetzen von Vorsätzen muss man den inneren Schweinehund überwinden, und das geht am besten, wenn man nicht alleine ist. Also gibt der Mentor Tipps und kleine Aufgaben, die dann Woche für Woche überprüft und gesteigert werden. So soll ein Mentee – um z.B. seine Schüchternheit zu überwinden – für sich eine Strichliste machen, wie oft er die Antwort wusste, obwohl er sich nicht gemeldet hat. So merkt er selbst, er versteht mehr als er dachte, und im nächsten Schritt wird er ermutigt, seine Hausaufgaben per Melden vorzutragen, um an Selbstsicherheit zu gewinnen. Dabei wird im Vorwege im Gespräch geklärt, was im schlimmsten Fall schief laufen könnte, um dem vorzubeugen. „Vielleicht lachen einige!“ Dementsprechend kann der Mentor auch mit dem Fachlehrer reden, damit dieser zusätzlich sensibilisiert wird, um ggf. einzugreifen. Und so wird Woche für Woche reflektiert und gemeinsam überlegt, wie man dem Ziel näher kommt.
Oftmals reicht es aus, dass Schüler durch solche regelmäßigen Ermutigungen, aber primär dadurch, dass sie wissen, ihr Problem wird ernst genommen und sie sind sich ihm nicht alleine ausgesetzt. Natürlich dürfen in den sechs Mentoren-Stunden keine Wunder erwartet werden, und nicht immer führt das Mentoring dazu, dass der Mentee seine Note verbessern kann, wenn z.B. Lücken zu groß sind oder dem Mentee der Aufwand zu groß ist. Doch wenn Mentees berichten, dass sie sich im Laufe des Mentorings auf einer Selbsteinschätzungs-Skala von 1-10 um 1-2 Punkte verbessern und Stolz in den Augen zu sehen ist, dann ist das zwar kein Wunder, aber ein wunderbarer Moment. Und der kann nachhaltig wirken. Das JBG bietet die Chance dazu!
Mentoring gehört also zum Coaching, doch damit niemand irrtümlicherweise denkt, dass – wie zum Teil im Fernsehen zu sehen – die Persönlichkeit der jungen Menschen verändert werden soll, hat das JBG den Namen des bisherigen Coachings durch Lehrer ersetzt eben durch den des Mentorings. Die Notenkonferenz beschließt, wem ein Mentoring gut täte, und im Normalfall sind es Schüler, die im Nebenfach eine 5 im Zeugnis haben. Weil es mehr potenzielle Mentees gibt als Mentoren, die sich um alle zeitgleich kümmern können, müssen einige Schüler warten.
Das bedeutet auch, dass wir jedes Jahr neue Mentoren suchen, die sich zutrauen, jüngere Mitschüler durchs Mentoring zu unterstützen. Vom Geld abgesehen bekommen Mentoren ein Zertifikat ausgestellt, das sich bei einer Bewerbung (nicht nur auf soziale Berufe) immer gut macht. Allerdings müssen Mentoren viele Qualitäten haben, wie z.B. Kommunikationsfähigkeit und Zuverlässigkeit. Frau Wahn und Herr Colberg werden im 2. Halbjahr weitere Fortbildungen anbieten.
Also, Neuntklässler oder höher, sprecht uns an, wenn ihr Interesse habt! Auch bei weiteren Fragen sind wir Ansprechpartner, und zwar immer montags in der 2. großen Pause.
Michael Colberg, einer der Superviser der Mentoren