Russlandaustausch – Erinnern, Gedenken, Versöhnen

Im Rahmen des Projektes “Erinnern, Gedenken, Versöhnen” war es sechs Schülerinnen und fünf Schülern aus den Stufen 10 und 11 möglich vom 16.06. bis zum 23.06.2019 mit Frau Popow und Herrn Kieschnick nach Russland zu fliegen. Im folgenden Text wird unser gelungener Aufenthalt beschrieben. 

Als wir uns am Sonntag Nachmittag am Flughafen trafen gab es zwei Dinge, die bei fast allen gleich waren; Einerseits waren alle aufgeregt und glücklich, da es jetzt endlich soweit war. Andererseits hatten viele auch Angst  oder Panik… Sei es aufgrund von Heimweh, Flugangst, dem Kennenlernen mit den Gastfamilien oder Angst vor der Verständigung in Russland. Nach zahlreichen Umarmungen und Fotos, verabschiedeten wir uns von unseren Eltern und machten uns auf den Weg Richtung Flugzeug. In Moskau verbrachten wir die erste Nacht in der Deutschen Schule und wurden am nächsten Tag von unseren Austauschschülern begrüßt. Sie zeigten uns die Schule und das Umfeld und wir lernten uns langsam kennen.

Eine Sache, die sehr positiv war, war dass wir relativ viel Freizeit hatten, um Moskau und Rzhev allein zu erkunden… Die meisten nutzten diese Zeit zum Sightseeing zu betreiben und zu Shoppen. Jedoch versuchten wir auch in unserer Freizeit die anderen Austauschteilnehmer besser kennen zu lernen. So trafen wir uns einmal alle im Gorki-Park und letztendlich waren wir dann eine Gruppe von knapp 30 Personen, die durch Moskau lief. Trotz der großzügigen Freizeit hatten wir natürlich auch ein volles Programm.

Dazu gehörten diverse Besuche in den unterschiedlichsten Bereichen: In der Deutschen Botschaft hatten wir ein Gespräch mit dem politischen Leiter der Botschaft. Überraschenderweise war es sogar 3 Schülern und 3 Lehrern (ein/-e Schüler/-in und ein/-e Lehrer/-in von jeder Schule) möglich das Außenministerium der Russischen Föderation zu besuchen. Sowohl im Außenministerium, als auch in der Botschaft hatten wir die Möglichkeit, Fragen zu stellen, die sich meistens um die Deutsch-Russischen Beziehungen drehten. Dazu kam, dass wir im Russischen Außenministerium noch eine tolle Führung bekamen. Während die sechs Personen im Außenministerium waren, teilte sich der Rest in zwei Gruppen auf. Eine Gruppe bekam eine Führung durch die Tretjakow Galerie und die andere Gruppe besuchte und erkundete den Siegespark.

Zusätzlich gab es zum Anlass unseres Projektes eine Podiumsdiskussion zum Thema Deutsch-Russische Erinnerungskulturen. Außerdem wurde unser Projekt dort vorgestellt und uns wurden Fragen, über z.B. unsere Motivation für eine Bewerbung an dem Projekt, gestellt.

Natürlich konnten wir einen Besuch am Roten Platz und am Kreml nicht auslassen, weshalb wir die Gelegenheit nutzten,um Ballettstücke im Kreml anzuschauen. Daraufhin gingen die meisten noch zu McDonalds oder KFC, was wir uns auch nach den Stunden im Ballett verdient hatten. Trotzdessen, dass die Stücke zusammen fast vier Stunden lang waren, war der Abend sehr gelungen und spaßig.

Nach einer unterhaltsamen Fahrt von Moskau nach Rzhev, in der sogar ein Grashüpfer freigelassen wurde, welcher den halben Bus in Panik versetzte, fuhren wir zu einer Ausgrabungsstätte, welche etwas außerhalb von Rzhev war. Dort wurde eine Soldatensuche betrieben und Exhumierungen fanden statt. Wir durften uns alles Anschauen und sahen obendrein noch menschliche Knochen von gefallenen Soldaten aus dem 2. Weltkrieg, welche erst kürzlich gefunden wurden. Rzhev wurde während des Krieges von der Deutschen Wehrmacht eingenommen und von 56.000 Einwohnern überlebten nur 150 die Besetzung. 

Dazu kommt, dass wir in Rzhev zwei kleinere Museen besuchten, die anders als viele Deutsche Museen wirklich fesselnd und mitreißend waren und wir besuchten den Friedenspark und legten symbolisch Blumen nieder. In einer Gedenkminute gedachten wir den Opfern des 2. Weltkrieges und uns wurde bewusst wie wichtig heute der Einsatz für den Frieden ist.   

Den letzten Abend in Rzhev ließen wir mit einem Picknick an der Wolga ausklingen, wobei wir dutzenden Bremsen- und Mückenstichen ausgeliefert waren.

Ein paar Sachen, die uns allen auffielen, waren z.B. der Größenunterschied zwischen Moskau und Rzhev, aber auch zwischen Moskau und Hamburg und wie günstig Öffentliche Verkehrsmittel in Russland sind. Eine Taxifahrt von 10 Minuten kostete ca. 200 Rubel (umgerechnet ca. 2,75€).

Als wir dann wieder nach Moskau fuhren, kamen wir gerade an der DSM an, als dort das Sommerfest war und der Deutsche Botschafter verabschiedet wurde.

An dem Tag konnten wir noch machen, auf was wir Lust hatten. Ein kleiner Teil entschied sich noch mal in die Stadt zu fahren, andere trafen sich oder blieben auf dem Sommerfest. Insgesamt waren wir sehr zerstückelt unterwegs, bis wir uns abends auf dem Sommerfest am Lagerfeuer wiedertrafen und verabschiedeten. 

Hingegen unserer anfänglichen Ängste wurden wir ganz herzlich und liebevoll von unseren Gastfamilien empfangen, was es umso schwieriger und unschöner machte, diese auch wieder zu verlassen.

Der letzte Morgen begann in aller Frühe. Alle machten sich fertig, packten ihre Koffer, aßen etwas und dann ging es mit einer sehr müden Gruppe zum Flughafen.Gelandet in Hamburg wurden wir dann sehnsüchtig von unseren Freunden und Familien in Empfang genommen und der erste Teil des Austausches war beendet. Mit deutlicher Sicherheit kann ich sagen, dass der erste Teil des Austausches ein voller Erfolg war. Denn eines unserer Ziele war grenzübergreifende Freundschaften zu knüpfen. Dieses Ziel wurde auf jeden Fall erreicht, da wir uns sogar so gut verstehen, dass einige sich in den Sommerferien wieder sahen.

Ich möchte mich einmal stellvertretend im Namen aller Teilnehmer bei Frau Popow und Herrn Kieschnick dafür bedanken, dass Sie uns die Reise ermöglicht haben und sie mit uns durchgehalten haben! 🙂 🙂 🙂

Chelsea Boniface